03-03-2017
Die E-Sektion ist ein junger Damenclub, die moderne Kunst ein alter Herrenclub!
Warum ist die E-Sektion in luxemburgischen Gymnasien nicht attraktiv genug für Schüler?
Seit der Gründung der E-Sektion vor gut 40 Jahren, scheint die Zahl der Schüler stetig zurück gegangen zu sein. Im Jahre 2017 kann man davon ausgehen, dass auf den meisten Kunstsektionen in unserem Lande 95% Schülerinnen und nur 5% Schüler eingeschrieben sind!
Diese Diskrepanz ist nicht gut für das Arbeitsklima in der Klasse selbst und schränkt die Lehrer bei der Suche nach geeigneten Thematiken auch eher ein.
Wie ist das zu erklären ?
Nun nach eigenen Aussagen der betroffenen Schülerinnen selbst, wird Schülern oft abgeraten sich für diese Sektion zu entscheiden.
Zu einem seitens der Eltern, weil viele von ihnen noch immer befürchten, dass man mit einem Diplom der E-Sektion später keinen guten Job finden würde.
Zum anderen aber auch seitens der Lehrerschaft selbst, was beweist dass das Fach Kunst noch immer seitens vieler « Kollegen und Kolleginnen » diskriminiert wird.
Die Schüler werden aber oft auch von ihren eigenen Mitschülern gehänselt, wenn sie ihr Interesse für diese Sektion offen zutage legen. Mit Argumenten « da wird ja nur ein wenig gepinselt », werden dann viele Schüler demotiviert, die an sich aber das nötige Talent besäßen um die Sektion erfolgreich ab- schließen zu können.
Das Argument, diese Sektion biete zu wenig handwerkliches, technisches und digitales und schrecke daher manch einen Schüler ab, ist sicherlich richtig. Hier müssten sich die verantwortlichen Lehrer mehr Gedanken machen und eine Änderung der Programme vornehmen. Kunst ist ja längst auch schon im digitalen Zeitalter angekommen!
Im Interview wurde von den Schülerinnen noch ein weiteres Argument gebracht. Die Sektion sei nicht männlich genug. Es würde zu viel Wert auf den Ausdruck von Emotionen gelegt , auf Imagination und Intuition.
95% Mädchen und 5% Jungen auf Kunstsektionen ist eine Tatsache, doch in der realen Kunstwelt ist es ganz genau umgekehrt! Sie wird bestimmt von 95% Künstlern und 5% Künstlerinnen.
Der amerikanische Kunstkritiker Jerry Saltz wunderte sich schon 2007 dass im MOMA (NY) nur 5-8 % Frauen ausstellen durften. 2010 gab es bei der Schau « Abstract Expressionism at the Museum of Modern Art » von 105 ausgestellten Werken nur 5 die von Frauen realisiert wurden. Die Bilderkollektion des Metropolitain Museum (NY) besteht zu 95 % aus Bildern von Künstlern und nur zu 5% aus Bildern von Künstlerinnen !
Retrospektiven von Künstlerinnen sind daher auch eher selten. 2016 zeigte das MOMA (NY) nur eine Retrospektive von einer Künstlerin. International bekannte Galerien stellen im Durchschnitt nur 10% Frauen aus. Und auch in den bekannten Kunstmagazinen sind Künstlerinnen immer noch stark unter- repräsentiert. Arbeiten von Künstlerinnen werden preislich auch noch immer unterbewertet. Bis heute hat noch kein Werk einer Künstlerin die Millionengrenze überschritten.
Warum ist das so ?
Die klassische Antwort lautet : Bildende Kunst war während Jahrtausenden immer eine reine Männerdomäne gewesen. Sie war immer männlich da sie meist mit der Idee von Macht verbunden war. Und Macht ist eine typisch männliche Eigenschaft. Künstler streben danach genauso machtvoll zu werden wie ihre Auftraggeber selbst : Fürsten, Könige oder Päpste.
Frauen kamen erst später in den Kunstbetrieb. In Deutschland war das erst seit dem Beginn der Weimarer Republik der Fall. Bis dahin war es den Frauen untersagt ein Studium auf der Akademie der Künste anzufangen.(dieses Verbot wurde dann später von den Nazis wieder eingeführt !)
Kunst war früher eher ein handwerklicher Beruf, oft physisch sehr anstrengend, denkt man nur an die schwere bildhauerische Arbeit eines Michelangelos zurück.
Gibt es heutzutage dazu noch andere Ursachen?
Meist können Künstler sich meist auf längere, ununterbrochene Berufskarrieren berufen. Künstlerinnen dagegen müssen ihre Karriere oft wegen familiären Angelegenheiten (Schwangerschaft usw..) unter- brechen.
Sind Künstler sind im hart umkämpften internationalen Kunstmarkt meist besser gerüstet, da hier oft mit harten Bandagen gekämpft werden muss? Können sich besser verkaufen und sie sind hartnäckiger ?
Sicher ist, sie wollen eher berühmt werden als Frauen.
Künstlerfrauen finden meist nur Anerkennung wenn sie als Ausnahmeerscheinung angesehen werden können.
Sponsoren bevorteilen Künstler weil sie oft das Männlich, Kreative und Erfolgreiche symbolisieren.
So liebe Kunstlehrer und Kunstlehrerinnen. Ein guter Ratschlag. Kunststudium und Kunstbetrieb braucht mehr Gleichberechtigung. Daher macht eure Sektion attraktiver für männliche Bewerber und setzt euch für Gleichberichtigung im Mudam, Casino, und anderen kulturellen Institutionen ein. Es wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Vielen Dank. (MAPK)
(Quellen: Emma: Artikel über die Gorilla Girls, 2016/ Interview mit SchülerInnnen der E-Sektion, LGL, 2017)
10-02-2017
Ein ganz schwarzer Roman
Die Banken und die europäischen Institutionen haben Luxemburg verlassen. Massenarbeitslosigkeit und soziale Misere haben ihren Platz eingenommen. Belgien gibt es nicht mehr, nur noch ein Eurodistrikt in Brüssel. Rechtsextreme Bewegungen machen sich breit. Der ganz schwarze Roman, den Jean-Louis Schlesser bereits 2011 bei Editions Phi unter dem Titel „La troisième crise“ herausbrachte und der nicht dermaßen viel Aufsehen erregt hatte, wird plötzlich brandaktuell und vorausblickend.
Die dritte Krise und das Reich der Mitte
Der Autor begründet nicht genau, was unter der dritten Krise zu verstehen ist. Listet er den Krach der Technologiewerte vom Jahr 2000 auf, der eine Kapitalzerstörung von rund 150 Milliarden $ bewirkte, dann die Finanzkrise von 2008, gefolgt von einem dritten Krach mit weitgehenden wirtschaftlichen, sozialen und politischen Folgen? Jedenfalls ist der belgische Staat zusammen gebrochen. Nun träumen einige rechtsextreme Fanatiker, die sich „Registen“ nennen – wohl in Anspielung an die Rexisten von Degrelle – von einer Neuauflage des kurzlebigen Burgunderreiches im 16. Jahrhundert. Charles le Téméraire hatte ein Reich zwischen der Schweiz und der Nordsee beherrscht, das auch Belgien und Luxemburg umfasste. Nun wollen die Registen eine verkleinerte Form dieses Reiches mit der Großregion und Burgund und Luxemburg als Hauptstadt anstreben.
Schlessers Politthriller sagt eine immer größere Begrenzung der Freiheiten, eine Presse mit Maulkorb, eine Massenbewegung um eine charismatische faschistoide Figur (Becker) voraus. Der Staatsapparat ist bereits von den Registen unterwandert und lässt eine terroristische Operation der rechten Fanatiker zu, die aber diesmal viel blutiger geplant ist als die Feuerwerke der Bommeleeër. Die Absicht stimmt mit der der Bommeleeër überein: Strategie der Spannung.
Eine Fiktion mit bitterem Vorgeschmack
Ein sehr schwarzer Roman ist Schlessers Fiktion nicht im Sinne des französischen„roman noir“, wenngleich der Leser mit Morden reichlich bedient wird. Die Liebesbeziehungen sind wenig romantisch. Vielmehr sind es die düsteren Aussichten, die vorgezeichnet werden und die seit dem Erscheinen des Buches im Jahr 2011 zusätzlichen Stoff bekommen haben, inzwischen in der bitteren Realität. Die Unterwerfung des polnischen Staates unter das Regime einer rechtsnationalistischen Partei, die „Orbanisierung“ mancher osteuropäischen Länder, rechtsextreme Parteien in Frankreich, Deutschland, Belgien und den Niederlanden, Putin, Trump, Farage…
Die Eckpunkte der Realität stimmen mit dem Roman überein oder sind doch denkbar, auch das mögliche Platzen eine neuen Spekulationsblase. Der Politthriller von Jean-Louis Schlesser ist vor allem (nach)lesenswert weil eine mögliche Entwicklung der Gesellschaft vor 6 Jahren vorzeichnet wurde, die zwar so nicht eingetreten ist, deren Ingredenzen in ähnlicher Form aber durchaus. Hoffentlich werden die lokalen Postfaktuellen, Heimattümmler und Shitstormer sich nicht inspirieren. Sonst könnte sich das engstirnige Denken im Kleinstaat noch in Expansionsdrang verwandeln und wir müssten vielleicht eine U-Bootflotte in Mosel und Meuse finanzieren.
(Edition phi, isbn 978-2-87964-179-9, 19€)
10-02-2017
«Jungle de Calais» versus «Dschungel Camp» von RTL
Fotografien von Chiara Debize in der Abtei Neumünster(Luxemburg)
Bis zum 26. Februar zeigt die Abtei Neumünster (Luxemburg), im Kreuzgang sowie in der Kapelle des ersten Stockwerkes, die aktuellen fotografischen Werke von Darrin Zammit Lupi («Isle Landers») und Chiara Debize («La Jungle de Calais»). Beide Austellungen laufen unter dem Titel «Focus migrants» und beide beschäftigen sich mit der Tragödie von gestrandeten Flüchtlingen in Südeuropa und in Frankreich.
Diese Thematik wurde bereits von vielen Fotographen aufgegriffen, doch die französiche Fotografin geht etwas andere Wege, dokumentiert sie doch hauptsächlich die prekären architektonischen Bauten, die die Menschen die dort leben mussten errichtet hatten, um ihrem dort zeitbegrenzten Dasein ein wenig menschliche Würde zu verleihen.
Sie dokumentiert die Errichtung von kultischen Einrichtungen, einer christlichen Kirche die als Begegnungsstätte für alle Religionen gedacht wurde, und offen für die Gebete von Flüchtlingen moslemischen Glaubens war.
Sie zeigt auch die Errichtung von kulturellen Einrichtungen, den sogenanten «Dôme», eine Iglohafte
Konstruktion gedacht für das künstlerische Gestalten sowie Einrichtungen die dem alltäglichen Leben dienen sollten, nämlich Restaurants, Bars (LOVE), 3 Sterne Hotels und Friseurläden.
Die DINA2 grossen Farbbilder wurden alle mit einer Spiegelreflexkamera aufgenommen ,analog
oder digital weiss man leider nicht. Die Anzahl der ausgestellten Werke sind leider auf ein Minimum reduziert worden. Die Fotografin hat die Bewohner des Dschungelcamps selbst nicht porträtiert. Das hat als Konsequenz
dass die Orte wie ausgestorben wirken und einem so unheimlich vorkommen. Man wird als Zuschauer selber in die Situation der Einwohner des Camps versetzt.
Die Fotografien möchte auf eine nüchternde Art und Weise die Rahmenbedingungen eines Lebens als
Flüchtling dokumentieren. Die Bilder sollen nichts veschönern, sie werden nicht durch einen beein-druckenden Sonnenuntergang am Meer ästhetisiert. Es sind bewusst keine Kunstfotos und auch keine voyeuristische Elendsfotografien oder dramatische Reportagefotografien.
Es geht Chiara Debize eher darum Zeichen von Menschlichkeit zu dokumentieren, die sich ausdrücken durch religiöse Toleranz sowie künstlerisches, gemeinsames Schaffen. Sie beweist uns dass es jedem Menschen gelingen kann seine Würde zu erhalten, sei er auch in einer noch so prekären und katas- trophalen Lebenssituation. (die Überlebenden der KZ’s in Deutschland hatten das ja auch schon vor 70 Jahren in noch viel schlimmeren Situationen beweisen können)
Die Bilder zeigen uns ebenfalls die Kraft und den Willen derer Menschen die zusammenhalten trotz ethnischer, religiöser und territorialer Verschiedenheiten. Man könnte zum Schluss die Rezension dieser Austellung aber zum Anlass nehmen um einige Dinge zu relativieren. Den Dschungelcamp von RTL zum Beispiel. So könnte sich die Frage tellen wie zynisch diese Sendung denn nun wirklich ist im Vergleich zu realen Flüchtlingscamps und wer von diesen möchtegern Stars mehr als nur eine Woche im Dschungel von Calais aushalten würde. Mir der Vermarktung des eigenen Egos und der eigenen Arroganz käme da keiner sehr weit.
27-01-2017
Vom «Cuba Libre» zum Kuba von Fidel Castro. Eine Nostalgiewelle erfasst Luxemburg!
Wenn sich anlässlich einer Vernissage mehr als 250 junge Menschen in einer Galerie treffen, um sich Fotografien von und rundum Fidel Castro anzusehen, dann ist das auch eine wahre Revolution.
Dieses war in der Galerie Clairefontaine (21, rue du St Esprit,Luxemburg) der Fall. Vom 19.01.17 bis zum 25.02.17 findet hier eine Doppelausstellung von Fotografien, zum Anlass des Todes von Fidel Castro «The Cuban Revolution» und «Cuba» von Yvon Lambert, statt.
Im Erdgeschoss der Galerie werden dem Zuschauer Originalfotos aus der Zeit der 1959 stattgefundenen kubanischen Revolution präsentiert, fast wie aus dem Familienalbum des Revolutionsführers, meist
kleinformatig und teilweise auch handkoloriert.
Im ersten Stockwerk werden grossformatigere, schwarz-weiss Fotografien von Yvon Lambert ausgestellt, welcher Kuba mehrmals zwischen den Jahren 1996 und 2000 besuchte und hier ein einprägsames Bild kubanischen Alltagslebens jener Epoche eindrucksvoll aufzeigt.
Die Zahl der ausgestellten Werke ist überschaubar, so dass man sich jedes einzelne Bild in Ruhe anschauen kann, um sich so ein objektiveres Bild dieser Epoche zu machen.
Bei «The Cuban Revolution» kann man von dokumentarischen Aufnahmen reden. Es sind wirkliche Raritäten und daher so faszinierend.
Es sind Momentaufnahmen einer ereignisreichen Epoche, nicht gestellt und nicht verschönernd. Sie geben uns Einblicke in das öffentliche und, was noch interessanter ist, in das Privatleben des kubanischen Revolutionsführers (z.B beim Abendbrot mit Colaflasche). Sie beweisen uns, dass Castro immer der selbe geblieben ist, vom Aussehen her, in seiner geliebten Uniform, vom Charisma her ein engagierter, politisch überzeugter aber schlussendlich immer ein bescheidener Mensch, immer nahe bei seinem Volk.
Einige Fotos erinnern einen bewusst oder unbewusst, an Fotografien bekannter Filmstars aus Hollywood. Castro wäre bestimmt ein guter Schauspieler geworden, imposant durch seine Statur, wortgewaltig in seiner Aussprache und mit einer ungewöhnlichen Bandbreite von verschiedenartigen Gesichtsausdrücken.
Die handkolorierten Fotos sind auch hervorzuheben. Hier wurde aus einer Not eine Tugend gemacht,
die Fotografen besassen in der damaligen Zeit, bedingt durch die Handelsbarrieren seitens der USA, noch keine Farbfilme. Man könnte sie mit Porträts von Andy Warhol vergleichen, der Castro meines Wissens nie porträtierte. Hier jedoch wird Fidel zur wahren Popartlegende erkoren.
Die Fotografien machen sowohl den Anführer zum Mythos, wie aber auch die Umstände in denen sie entstanden sind. Nicht alle Abzüge sind genau datierbar, die Urheber sind nicht mehr feststellbar und viele der abgelichteten Männer und Frauen neben Castro sind auch namentlich nicht einzuordnen.
Möchte man etwas über die angegebenen Fotografen erfahren so hat man leider wenig Erfolg. Mit Ausnahme von René Burri, ein Schweizer Starfotograf (1933-2014) und dem Studio Korda (Pseudonym von Alberto Diaz Gutiérrez,1928-2001) findet man keine Informationen. Letzterer war von 1959 -1968 Fotograf der kubanischen Revolutions-Elite, Fidel und Raoul Castro, Che Guevara und Camilo Cienfuegos.
«The Cuban Revolution» ist eine private Sammlung der Inhaberin der Galerie, die sie über Jahre hinweg angelegt hat. Diese Kollektion hatte in vorher organisierten Austellungen in New-York und in Basel, zu grösseren, polemischen Auseindersetzungen geführt. Doch die Zeiten haben sich verändert, denn diese Ablehnungen wurden beim Vernissage dieser Austellung in Frage gestellt. Laut Aussage der Galerie-Inhaberin,war die Ausstellung dieses Mal ein grosser Publikumserfolg. Welch eine Überraschung! Viva Lussemburgo!
Als Kontrast zu diesen historischen Aufnahmen, zeigt, der gebürtige und wohl aktuell bekannteste luxemburger Fotograf, Ivon Lambert (Jahrgang 1955) im oberen Geschoss der Galerie eine Serie von
grossformatigen Bildern, alle in schwarz- weiss, die uns einen interessanten EInblick in die Alltagskultur der Kubaner Ende des 20 Jahrhundert geben.
Der Fotograf versucht Dokumentarisches und Ästhetisches miteinander zu verbinden.Es ist kein Fotojournalismus, keine Sensationsfotografie , die versucht auf voyeuristische Art und Weise Armut und Elend von Menschen abzulichten. Nein es sind Bilder eines einfühlsamen Fotografen, der die Menschen nicht herabwürdigt sondern sie als stolze, ehrliche Mitbürger darstellt.
Die Kamera ist immer sehr nahe am Menschen und am Geschehen dran. Sie nimmt Augenblicke auf, wie aus einem fahrenden Auto heraus aufgenommen. Viele Bilder sind teilweise unscharf, schief kadriert und zeigen angeschnittene Personen an den Bildrändern.
Sonne, Licht und Schatten prägen die Atmosphäre der meisten Aufnahmen. Sind sie es doch diese Elemente die Psyche und die Mentalität der dort ansässigen Menschen formen.
Die Bilder zeigen auch, die Omnipräsenz des Revolutionsführers und seiner ehemaligen Mitstreiter, und bilden so den thematischen Zusammenhang mit den Fotografien im Erdgeschoss.
Seine Beliebtheit tritt hier ganz ehrlich zutage, von den Schulkindern angefangen bis hin zu den erwachsenen und älteren Menschen.
Der Kampf von David gegen Goliath (USA) scheint Anklang bei vielen Menschen zu finden.
Doch welcher lebender Politiker kann heutzutage noch soviele Generationen weltweit begeistern?
Fazit : absolut sehenswerte Austellung.
13-01-2017
Wenn Sammler ihre Schatzkammern öffnen dann…?
Ein paar Gedanken über Raubkunst im Zusammenhang mit der Ausstellung «Buddha» in der Völklinger Hütte.
Noch bis zum 19. Februar kann man im «Europäischen Zentrum für Kunst und Industriekultur» Völklingen, 220 Meisterwerke buddhistischer Kunst bestaunen.
Dazu gäbe es Anlass einige belobende und einige kritische Bemerkungen zu machen.
Neben der Rarität und Qualität der Austellungsstücke, gilt es auch die gute pädagogische Aufarbeitung und Aufmachung der Austellung zu erwähnen.
So gibt es für den Laien neben jedem Kunstwerk ein Paneel mit verständlichen Informationen über Stil, Herkunft und Technik , jene Erläuterungen die so oft bei Austellungen mit aktueller Kunst fehlen und so Unverständniss und Kopfschütteln hervorrufen.
Doch es besteht die Gefahr, dass einem rückblickend beim Besuch der Austellung eher die imposante industrielle Architektur im Gedächtnis bleibt als die kleinen, präziösen und vergoldeten buddhistischen Skultpuren. Oder es könnte durchaus vorkommen, dass die Gedanken mehr an die Arbeiter gingen, die früher hier gearbeit haben, anstatt an die begrüssenswerte, friedfertige buddhistische Kunst und Religion.
Konzentriert man sich jedoch mehr auf die Austellungsstücke als auf den Austellungsraum, dann wird einem bewusst, dass buddhistische Kunst der westeuropäischen Kunst, zu dem Zeitpunkt, technisch hoch überlegen war.
Eine Tatsache die immer noch verschwiegen wird, denn aussereuropäische Kulturen stehen immer noch nicht auf dem Programm Kunsterziehung hierzulande .
Im Zeitalter der Mondialisierung fast undenkbar!
Die Arroganz jahrthundertlang andauernder Überlegenheit westlicher Kunst lässt sich eben nicht so schnell aus dem Gedächtnis verbannen. (die Bezeichnung «primitive Kunst» sagt hierzu alles)
Doch kommen wir zurück auf die eigentliche Problematik dieser Austellung.
Der Untertitel «Sammler öffnen ihre Schatzkammern» wirft nämlich die Frage auf warum diese Sammler, mit wenigen Ausnahmen, nicht im dazu veröffentlichen Katalog namentlich genannt werden?
Gibt es vielleicht einige Austellungsstücke bei denen es sich um Schmuggel oder Raubkunst handeln könnte. Denn oft geht die Zugehörigkeit der verebten Sammlerstücke auf 3-4 Generationen zurück .
Die entsprechenden Dokumente über deren rechtmässigen Kauf gibt es da wohl nicht mehr?
Offiziell gibt es hierzu dazu keine Stellungnahme seitens der Organisatoren.
Zweifel sind aber auch deswegen angebracht, da die meisten dieser Objekte aus ehemaligen europäischen Kolonien, wie z.B. Indien, Laos oder Vietnam stammen.
Kunstraub ist kein Kavaliersdelikt , war und muss noch immer geächtet werden (Napoleon sah es vielleicht ein wenig anders!) Ausserdem muss die berechtigte Frage nach der Rückgabe an die wahren Besitzer geklärt werden.
Doch Kunstraub ist heutzutage aktueller denn je!
«Zeit Online»(06.01/17) berichtet in einem Artikel von Günther Wessel «Die Beute des Abu Sajjaf», dass der IS seinen Terror auch mit Antikenschmuggel finanziert. Man fand beim IS-Führer Dokumente von 700 zum Kauf angebotenen antiken Objekten die teilweise aus dem Museum von Mossul stammen. Auch dort wo der IS nicht selber ausgräbt, vergibt er Lizenzen an Ausgräber die dann wiederum mindestens 20% als Steuer zurückzahlen müssen.
Schlimm ist allerdings auch die Tatsache, dass die meisten geraubten Antiken in europäischen Freihäfen jahrelang gelagert werden, um so ihre Verkaufsspuren zu verwischen.
Wieviel solcher gestohlener Schätze wohl im Freihafen auf dem Findel lagern?
Laut einem anderen Artikel in der «Zeit Online»(06.01/17) von Tobias Timm und Fritz Zimmermann, gibt es inDeutschland seit 2007 ein Gesetz zur Kulturgüterrückgabe, das aber noch zu keinen nennenswerten Rückgaben geführt hat.
Wie steht die Regierung in Luxemburg dazu?
22-12-2016
Geschmacklose Kunst für den betuchten Bürger?
Ein Bericht über die erste «Art Fair» in Luxemburg.
Vom 6-11 Dezember 2016 fand die erste, diesjährige «Luxembourg Art Fair» statt.
80 internationale Galerien stellten in 2 Ausstellungshallen (Kirchberg) ihre Kunstwerke aus.
Gut organisiert, übersichtlich eingeteilt und zuvorkommende Galeriebesitzer erwartetendie Zuschauer, die eher zahlreich erschienen waren.
Bei so vielen unterschiedlichen Kunstarten und Stilen, musste man sich schon etwas mehr
Zeit nehmen um einen objektiven Überblick zu bekommen. Viel Figuratives und erstaunlich viel Skulpturales. Weniger Abstraktes, wenig Fotografie, digitale Kunst und Installationen.
Derjenige, der gerne die neuesten Kunstrichtungen oder neue junge Talente entdecken wollte, der wurde eher enttäuscht. Denn dies ist nicht prioritär das Ziel einer solchen Veranstaltung.
Hier geht es nämlich hauptsächlich um das Umwerben von Käufern, meist Investoren und um das finanzielle Überleben von Galerien. Machen doch statistisch gesehen die meisten Galerien Defizit.
Der Standort Luxemburg bat so eine gute Gelegenheit die finanzielle Not der Galeristen etwas zu lindern.
Der Veranstalter spricht im Vorwort seines Kataloges von Luxemburg «as a big capital» Meint er vielleicht damit Luxemburg als großes finanzielles Kapital?
Viele der über 80 Teilnehmer sind der Meinung, dass es sich lohnt in Luxemburg auszustellen. Einer der Aussteller behauptete, dass nach der Schweiz und Katar,
In Luxemburg am meisten in Kunst investiert würde.
So ist die «Art Fair» nicht als «affordable» sondern als eher als «expensiv» Kunstmesse anzusehen. Preise von über 60.000 Euros sind daher keine Seltenheit.
Richten sich jetzt alle nach Luxemburg, dem neuen Kunstmekka?
Mir kommen dabei aber Zweifel auf.
Wie schon gesagt neue Tendenzen und Talente treten hier nicht in Erscheinung .
Der Gesamteindruck der Messe prägt den Gedanken, dass hier Kunst ausgewählt wurde für Leute die viel Geld haben und auf der Suche nach dekorativer Kunst sind. Stilistisch und farblich passend zu ihrem häuslichen Einrichtungsstil.
Deshalb dominierte eher das Figurative, handwerklich gut gemachte, das schön eingerahmte und das auf den ersten Blick ansprechend Gefällige, bis hin zum tendenziösem Kitschigem.
Aber eine solche Auswahlpolitik kann schnell zum Flop werden!
Ob das Publikum so etwas schätzt? Wohl eher nicht, ich hoffe es wenigstens !
Verkauft wurde nach meinen Recherchen nicht so viel.
Gott sei Dank gab es einige Lichtblicke. Etliche Galeristen waren nicht so richtig mit diesem Konzept der profitorientierten Kunstvermarktung einverstanden.
Diese schienen eher interessiert an wahren, richtigen Kunstsammlern und Kunstliebhabern, nicht an denjenigen die nur in Kunst Inverstieren wollen, also Kunst als bloßes Spekulationsobjekt ansehen.
Sie wollten auch eher junge Künstler fördern, sowie Qualitätskunst und Kunst mit sozialkritischen Inhalten. Dieses sollte eigentlich die Rolle eines guten Galeristen sein.
Als Beispiel hierfür wären die Galerien «My Name’s Lolita Art» Madrid (Spanien) zu nennen, die den jungen spanischen Künstler Paco POMET vertritt, sowie die «Birch Galerie» aus Lodz (Polen) mit dem Künstler-Galerist Leszek Bartkiewicza.
Oder die weniger kommerzielle Galerie» Raum für Zeitgenössische Kunst aus Nürnberg (Deutschland) die In einem alternativen, linksorientierten Viertel in Nürnberg liegt und jungen Künstlern(innen) die Möglichkeit bietet gratis während 6 Wochen auszustellen.
Ein positives Beispiel wäre auch die Galerie «Clifton Boudler» aus Amsterdam (Niederlande) die sich auf die junge «emerging» afrikanische Kunst spezialisiert hat.
Sie zeigt überdimensionale Porträts junger Afrikanerinnen der jungen, südafrikanischen Künstlerin Booshra. Es ist gut, dass afrikanische Kunst endlich auch in der westlichen Kulturhemisphäre enttabuisiert wird.
Die Luxemburger Kunstszene blieb dieser Messe wohl fern. Gott sei Dank könnte man sagen. Denn auch das Interesse an Luxemburger Kunst hielt sich bei den meisten interviewten Galeristen in Grenzen.
Nur die Vertreterin der «Eye Contemporary Art Gallery» aus Hong-Kong hatte sich vorher über Luxemburger Künstler via Internet informiert und konnte so Künstler wie Michel Majerus oder den Fotografen Edward Steichen zitieren. (Asiaten(innen) sind eben fleißiger!)
Mit einigen nennenswerten Ausnahmen Weiß ich nicht ob der Wunsch des Veranstalters
«it’s all about falling in love with art» in Erfüllung gegangen ist?
Man wird es ja spätestens in einem Jahr wissen.
09-12-2016
Ein roter Faden zieht sich vom Mudam bis hin nach Kuba und Fidel Castro.
Cristina Lucas Kritik am Kapitalismus : schön aber …. ?
Gibt es villeicht geheime Beziehungen zwischen dem noch « Ex-Direktor des Mudam » und dem Ex-Revolutionsführer Fidel Castro ?Spass beseite, bevor unsere einheimischen Presseorgane diese Falschmeldung zur Schlagzeile machen !
In der aktuellen Mudam Austellung « Trading Transcendence » von Cristina Lucas (Spanien), geht es hauptsächlich um die Macht, die das kapitalistische System auf uns und unsere Welt ausübt.
Genauso dachte auch Fidel Castro, der bereits 1963 erklärte : « Unsere Feinde sind Kapitalismus und Imperialismus, nicht abstrakte Malerei »
Diese scheinbar legitimierte und nicht hinterfragte Macht drückt sich in den Werken der Künstlerin aus, z.B. im Begriff des Mehrwertes durch spekulative Wertsteigerungen, durch die Verwandlung sämtlicher materiellen Elemente in Waren, oder durch das Konzept der Effizienz durch Rationaliserurng und Vereinheitlichung.
« MONOCHROMES », 2016, besteht aus einer Serie von 10 grossformatigen Arbeiten, die aus der Ferne gesehen wie einfarbige, abstrakte Bilder aussehen.
Allerdings bestehen die Bilder in Wirklichkeit aus übereinandergedruckten Firmenlogos. Da sie sowohl auf die Hintergrundfläche sowie auch auf das schützende Glas davor gedruckt wurden, entstehen so interessante, visuelle Nebeneffekte.
Die Farben spielen eine wesentliche Rolle. Die Farben der Logos werden bewusst nach den Gesetzen des Marketing gewählt, um uns Verbraucher zu manipulieren. So suggerieren grüne Töne z.B. Natur und Gesundheit. Lucas geht es darum, die Farbe wieder als Farbe wahrzunehmen und nicht mit kommerziellen Konnotationen zu verbinden.
« ELEMENTAL ORDER », 2016, besteht aus einem imposanten LED-Bildschirm auf dem kontinuierlich die aktuellen Börsenpreise der mineralischen Grundelemente unserer Erde angezeigt werden. Aluminium, Zink, Kupfer usw. Hier wird uns bewusst gemacht, dass im Kapitalismus alles Materielle in Waren umgesetzt werden kann, getreu dem Prinzip von Angebot und Nachfrage.
« CLOCKWISE », 2016, heisst die Installation in dem mit weissem Teppichboden belegten ovalen Raum . Mit Hilfe von 360 tickenden Wanduhren, die 4 Minuten versetzt sind und zusammen einen Tag ergeben, macht die Künstlerin uns bewusst, wie im Kapitalismus die Zeit tickt. Dauernd. In einer kapitalistischen Ökonomie muss alles « just in time sein » (so wie z.B. in der Automobilindustrie). Denn « time is money ». In einer mondialisierten Wirtschaft stehen die Laufbänder nie still. Weltweit wird 24 auf 24 Stunden weiter produziert.
« PHILOSOPHICAL CAPITALISM » ist eine Installation die aus 10 veschiedenen Videoprojektionen besteht. In diesen Videos werden Akteure von Unternehmen interviewt, die sich am kapitalistischen Wirtschaftsystem orientieren. Die Fragen, die ihnen gestellt werden, betreffen aber nicht die Wirtschaft, sondern Werte, so z.B. das Wort Wahrheit für einen Notar. Die meisten Protagonisten verstehen diese Begriffe allerdings nur unter ihrem wirtschaflichen Aspekt. So beweisst uns die Künstlerin, dass wir vergessen haben, solchen Begriffen auf ihren philosophischen Grund zu gehen.
Im Video » TOUCH AND GO », 2010 , sind die Hauptakteure ehemalige, entlassene Textilarbeiter der Firma « Europleasure International Ltd », die als Folge der Globalisierung schliessen musste. Dieses Video drückt die Machtlosigkeit der Betroffenen aus, obwohl sie mit Steinen die noch letzten intakten Fensterscheiben zerschmettern, wird die Fabrik wohl für immer geschlossen bleiben.
In « SURPLUS VALUE » , 2014, geht es um die Vermarktung des Buches « Das Kapital » von Karl Marx, dessen Original zu einem spekulativen Verkaufsobjekt geworden ist und so im krassen Gegensatz zum wahren Inhalt des Buches steht.
Man sieht also, dass Lucas dem Commandante aus der Seele gesprochen hat.
Kritik am Kaptitalismus : schön aber…
Man kann nur hoffen, dass sich die Besucher der Austellung in Zukunft mehr Gedanken über die Mechanismen von Macht, Kapitalismus und Globalisierung machen werden. Wunschdenken oder ? Denn Zweifel kommen auf.
Erstens ziehen die Ausstellung keine Menschenmassen an, und die wenigen, die den Weg ins Museum finden, kommen eher gut mit dem System zurecht.
Zweitens muss man feststellen, dass die Künstlerin selbst Teil eines kapitalistischen Kunstsystems ist.
Denn in diesem System geht es auch um Macht.Denn Milliardäre, Kuratoren und Museumsdirektoren bestimmen, was Kunst zu sein hat und was nicht!
Drittens geht es auch um viel Geld. Weil Banken keine Zinsen mehr gewähren, lässt sich mit Kunst vielleicht noch Geld verdienen. Die Auktionshäuser Christie’s und Sotheby’s melden neue Verkaufsrekorde. Kunst ist längst ein Investitionsobjekt geworden und unterliegt schon lange den Gesetzen des Angebotes und der Nachfrage. Warum tummeln sich so viele Menschen lieber in Kunstmessen als in Museen herum ?
Kann man doch nur etwas verändern, wenn man selber an die Macht kommt.
Was wäre, wenn Cristina Lucas den kubanischen Künstlern mitteilen würde, sie sollten nicht Teil des kapitalistischen Kunstmarktes werden, und sie müssten weiterhin auf altes Telefonbuchpapier malen ?
Man kann ihnen nur raten, sich nicht zu schnell an die uniformisierte, mondialisierte Kunst anzupassen.
In der Tat, kubanische Kunst hat ihre Eigenart, beeinflusst durch multikulturelle Verschmelzungen. afrikanische oder hispanische Kulturen, China, Russland, oder nicht zuletzt die ehemalige DDR, sie alle haben ihre Spuren im künstlerischen Schaffen der Kubaner hinterlassen.
Und zu guter Letzt bleibt die Künstlerin uns noch eine Antwort schuldig. Was ist ihre Alternative?
Ein Kapitalismus der vielleicht humaner, gerechter und sozialer ist?
25-11-2016
Moka, Moka sozialistischer Realismus!
Das könnte man glauben, besucht man eine Ausstellung des russischen Künstlerduos Dimitri Gaev-Orlov und Andrei Vereschagine. Eine Gelegenheit dazu gab es vor kurzem im russischen Kulturzentrum 32, rue Goethe in Luxemburg.
Gaev-Orlow und Vereschagine sind abstrakte Künstler, ihre Werke bestehen meist aus einfachen geometrischen Grundformen wie -Viereck, Dreieck, Kreis- oder aus abstrakten Zeichen und Symbolen.
Gold und Silber, die dominierenden Töne, wirken durch ihre intensive Strahlkraft wie das helle Blitzlicht eines Fotoapparates.
Es ist keine traditionelle Maltechnik, in der mit Pinsel auf Leinwand gemalt wird.
Beide Künstler arbeiten mit Acrylfarben , dick aufgetragen und durch linienartige Strukturen durchfurcht . So entstehen reliefartige Oberflächen, die einen an die Maltechnik eines Vincent Van Gogh oder australischer Aboriginkünstler erinnern.
Die Werke sind entweder Einzelwerke oder Kombinationen aus zwei oder mehreren kleineren Formaten, die je nach Anordnung, kreuzförmige Kombinationen bilden können.
Die beiden Künstler definieren ihre Kunst als “Systematische Kunst”. Die Kunst von Systemen.
Nennen wir hier nur die Wichtigsten.
Die Werke symbolisieren “kosmische Systeme” und Kräfte, da wo die Linienstrukturen an kosmische Magnetfelder erinnern. Kunst wird so zum vereinenden Moment, denn unsere Erde, die ganze Menschheit, ist in ein solches System eingebunden. Unsere Gedanken verlassen so die irdische Realität und verirren sich in den grenzenlosen Räumen der Kompositionen, die daher bewusst über den Bildrand der Leinwand hinausgehen.
Der Begriff des Kosmischen ist nicht neu . Wir begegnen ihm bereits bei Künstlern der ersten russischen Avantgarde . In Kasimir Malevitchs suprematistischen Kompositionen schweben die abstrakten Formen in einer Art schwerelosem, kosmischen Raum.
Es geht um “triadische Systeme”, um dreiteilige Strukturen (wie zum Beispiel in der Litteratur “These- Antithese- Synthese ). In solchen Systemen wirkt das dritte Element immer versöhnend , bringt die Gegensätze zusammen oder führt zum Kompromiss.
Die Künstler vermeiden bewusst dualistische Systeme, da diese meist aggressiv und disharmonisch wirken.
Triadisch ist zum Beispiel der Gebrauch der 3 Grundfarben oder der 3 Grundformen, Kreis, Dreieck und Quadrat. Solche Systeme der Ordnung und des Ausgleiches, man könnte auch von der Idee einer universellen Harmonie reden, erwecken beim Zuschauer ein Gefühl der Ruhe. Beim längeren Hinsehen wird man beinahe in eine Art meditativen Zustand versetzt.(wie vor den Opartbildern einer Bridget Riley)
Welch ein Glück, werden wir doch tagtäglich mit einer immer chaotischeren, globalisierten Welt konfrontiert!
Triadisch ist auch der Wille Kunst, Wissenschaft und Technologie in Einklang zu bringen. Kunst durch das Malmaterial Acryl und Leinwand, Wissenschaft durch exakt ausgerechnete Proportionen und Technologie durch den Gebrauch von metallischen Farben wie Gold und Silber.
Es geht schlussendlich aber auch um “politische Systeme” die den Werken zugrunde liegen. Die Werke sublimieren die Idee einer nationalen, russischen Identität, einer neuen russischen Avantgarde Kultur, die versucht die Welt zu verbessern indem sie die Kunst erneuert. Ihnen schwebt als erstrebenswertes Ziel die Schaffung einer Art “Weltunion” vor. Man geht also weit über die Idee einer bloßen Europäischen Union hinaus.(und ein neuer Posten für J.C Juncker wäre geboren!)
Das postmoderne Zeitalter ohne große Utopien scheint also vorüber zu sein!
Die Welt erneuern , Ordnung schaffen, alles besser und humaner machen.
So verlässt man dann auch die Ausstellung mit dem Gefühl dass, das was Politik nicht erreicht,
wenigsten im Bereich der kleinen Kunstwelt zu erreichen ist . (MAPK)
14-11-2016
Wenn modernistische Architektur zum Psychothriller wird.
Das erlebt man bei die Austellung « La nuit politique »von Aude Moreau im Casino Luxemburg.
Ein Psychothriller ohne Psychopathen, nur mit moderner Architektur, Wolkenkratzern und « L.A by night » geht das überhaupt?
Hollywood hat noch nicht daran gedacht, aber Aude Moreau schon lange.
Im ersten Stockwerk des Casinos Luxemburg, belehrt uns die kanadische Künstlerin, mit einer kleinen Auswahl von videografischen, fotografischen sowie akustischen Arbeiten, eines Besseren.
In « Sortir » (2010), eine Videoarbeit auf grossformatigem Flachbildschirm, umkreist ein Helikopter die Börse von Montreal. Beleuchtete Bürofenster schreiben das Wort « Sortir » in die dunkle Nacht der Grossstadt.Es fordert die Einwohner Montreals
auf während der sogenannten Nacht der Museen, ihr Haus zu verlassen, um von den diversen kulturellen Angeboten dieser Nacht zu profitieren.
« Inside » (2015), eine grossformatige Videoprojektion, zeigt das dreissigminutige Standbild einer nächtlich beleuchteten Fassade eines Bürogebäudes in Downtown L.A. Nur wenige sich bewegende, menschliche Silhouetten und einzelne, flimmernde Computerbildschirme erinnern uns daran, dass es sich hier um ein Video handelt und nicht um eine grossdimensionierte Fotografie.
« The End »(2015) zeigt, in einem sogenannten « plan séquence » mit Rückwärtszoom, den nächtlichen Überflug von L.A und Hollywood . An einem der Wolkenkratzer von Downtown L.A kann man, durch das Spiel von beleuchteten Bürofenstern, das Wort « The End » erkennen.
In « Reconstruction »(2012) filmt die Künstlerien die imposante Wolkenkratzerkulisse von Lower Manhatten, NY.Eine perfekte gleichmässige Kameraaufnahme von einem Boot aus mitten im Hudson River.
Die Computeranimation « Less is more » ist eine Art Hommage an den grossen, deutschen Architekten Mies van der Rohe.
Neben diesen Videoarbeiten zeigt uns die Künstlerin eine Reihe von digitalen Fotografien die sich alle mit dem gleichen Thema befassen. Moderne nordamerikanisch–kanadische Grossstädte.
Fazination ist der erste Eindruck. Faszination der spektakulären Bildaufnahmen, des riesigen, geografischen Ausmasses solcher Megacitys, der Gradlinigkeit der Avenuen, der imposanten Silhouetten der Wolkenkratzer. Fazination des sublimen Lichtschauspiels welches gleich eines hell erleuchtenden Sternehimmel auf uns einwirken. Man wird ungewollt in eine Art meditativen Zustand versetzt. Die Gefahr besteht dass wir so Opfer einer Fiktion werden, der Fiktion reicher, amerikanischer Grossstädten, wo Geld regiert und den Menschen glücklicher machen soll.
Nichts desto trotz zwingt Aude Moreau uns, auf subtile Art und Weise, einen neuen Blick auf solche Städte zu werfen und uns in tiefere psychologische Ebenen zu begeben. Dieser Blick wird viel zweideutiger, nebelhafter und verschwommener.
Die Nacht die wir hier erleben ist eine politisch, dekadente Nacht, ein Alptraum.
Die Nacht lässt ihre Monster in eine enthumanisierte Urbanität frei. Diese werden durch die imposanten Wolkenkratzer mit ihren abends grell beleuchteten Firmenlogos symbolisiert.
Moreau kritisiert somit den ausbeuterischen Kapitalismus, den frenetischen Produktivismus, die Überproduktion von Waren und Bildern, die Macht der sogenannten mondialisierten Ökonomie. Daher die Neuformulierung des berühmten Bauhausslogans in der Computeranimation « less is more » in « is less more or »?
Die Welt kommt nicht mehr zur Ruhe, sogar am Vorabend eines Weinachtsfestes. In den Bürogebäuden brennen nachts die Lichter. Computer flimmern bis ins Morgengraue hinein. Ein böses Erwachen ist nach solch politischen Nächten zu erwarten.
Eine Umweltkatastrophe riesigen Ausmasses bedroht New-York. Kein Wunder denn wir wissen dass die USA, neben China, der grösste CO2 Produzent unseres Planeten ist.Dies wird uns in dem Video « Reconstruction » vor Augen geführt. Eine blaue Linie, der mit blauer Folie zugeklebten Fenster der grossen Banken, wie Standards und Poors, Goldman Sachs, Citybank und American Express in Downtown Manhattens Skyline zeigt die Höhe des Wasserstandes (65 Meter), würden alle Eisberge der Welt gleichzeitig schmelzen. Diesen Banken und Grosskonzernen würde dann das Wasser regelrecht bis zum Halse stehen. Ob man sich darüber freuen sollte?
Moreaus Videos suggerieren Weltuntergangsstimmungen. Sie bedient sich der filmischen Sprache düsterer Katastrophenfilmen.
Die Rotorenblättergeräusche des Helikopters in « Sortir » kann man als Allusion an « Apocalypse now »von Francis Ford Coppola verstehen.In den Videos bedient sie sich tiefbassigen Soundtracks.
Die Künstlerin wehrt sich nicht nur inhaltlich und symbolisch gegen diesen Trend des unbegrenzten Wirtschaftswachstums.
Sie beweisst das auch praktisch dadurch dass sie nur mit dem arbeitet was bereits exisitiert, wie zum Beispiel beleuchtete Büroräume, Wolkenkratzer, Firmenlogos usw. Ihre Arbeiten hinterlassen keine materiellen Spuren, keinen » künstlerischen Abfall ». Die nächtlichen Aufnahmen verstärken die Idee der Leere. Die Nacht entmaterialisiert die Grossstadt.
Die Künstlerin, deren Arbeit man eher als konzeptionell definieren kann, inspiriert sich an Autoren die sich alle mit dem Phänomen des Urbanismus im Kapitalismus befasst haben. So zum Beispiel Guy Debord, Georg Simmel oder Georges Perec.
Latente Weltuntergangsstimmungen, eine Gesellschaft, die immer mehr im kapitalistischen Sumpf zu versinken droht. Andy Warhol wäre nicht »amused », er der grosse Verehrer amerikanischer, moderner Grossstädte und des sogenannten « American way of life »
Der Betrachter verlässt die Austellung denn auch mit einem ambivalenten Gefühl: eine Mischung aus Erstaunen und Angst zugleich.
Faszination für das überdimensionierte, grossartige, nächtliche Schauspiel amerikanischer Grossstädte. Angst vor dem politisch, sozial und ökologisch Unkontrollierbarem.
Geht man nachher in Richtung Boulevard Royal, so kreisen unsere Gedanken unweigerlich, gleich Hubschrauber-Rotorenblätter um die Macht der Banken in Luxemburg. Untermalt werden diese Gedanken durch einen fortwährenden Soundtrack des Verkehr-und Baulärms .Hier stösst Kunst auf Realität.
14-11-2016
Cinéma : «Moi, Daniel Blake» de Ken Loach
Alors que l’actualité politique n’est pas totalement réjouissante sur tous les fronts, il y a des événements récurrents qui sont de nature à nous redonner de l’espoir pour la lutte. Les films de Ken Loach, par exemple.
Son dernier opus, «Moi, Daniel Blake» a reçu la palme d’or au dernier Festival de Cannes, la deuxième de sa carrière après «Le vent se lève» en 2006, magnifique film relatant la lutte d’indépendance en Irlande au début du XXe siècle. Habitué de la Croisette – avec notamment 3 prix du jury – il a aussi été récompensé par le César du meilleur film étranger en 1996 pour son inoubliable «Land and freedom» sur la guerre d’Espagne.
Dans son discours à la cérémonie de remise de la palme d’or au mois de mai dernier, Ken Loach avait insisté sur le fait que «le monde où nous vivons est en proie à un dangereux projet d’austérité véhiculé par des idées que nous appelons néo-libéralisme et qui nous a mené au bord du gouffre» Et de rajouter qu’il faut «donner un message d’espoir et dire qu’un autre monde est possible et nécessaire».
Dans «Moi, Daniel Blake», ce sont bien les conséquences dramatiques pour les classes populaires de l’austérité et des agressions néo-libérales engagées depuis Margaret Thatcher qui sont mises en image. Daniel Blake, menuisier de 59 ans en arrêt maladie suite à une crise cardiaque, est quand même obligé de se mettre à la recherche d’un emploi par le «Job Center», sous peine de sanctions. Il y rencontre Katie, mère célibataire de 2 enfants qui se voit contrainte d’accepter un emploi à 450 km de chez elle, sous peine d’être mise en foyer d’accueil. Ils vont s’entraider face à la brutalité de ce système qui, comme le souligne Ken Loach, ne fait que «punir les pauvres».
Tout au long de sa carrière prolifique, le réalisateur britannique a constamment écrit, réalisé et produit des films et des documentaires à contre-courant, malgré les difficultés financières et la censure (comme il l’a vécu à la BBC au moment de la grève des mineurs en 1984). En traitant toujours des sujets profondément politiques très variés, comme les difficultés de familles pauvres en Grande-Bretagne en passant par la guerre en Irak ou le sort des clandestins mexicains travaillant aux USA, Ken Loach réussit à nous faire ressentir que la lutte est universelle. Avec un génie cinématographique qu’il a mis au service du vécu de ces hommes et de ces femmes, il réussit toujours à nous faire vivre ces événements pleinement et provoquer une prise de conscience qui doit nous pousser à lutter pour construire un autre monde.
À voir au ciné Utopia
Source: Ken Loach, «Défier le récit des puissants» aux éditions indigène
www.indigene-editions.fr