Les articles de: Mapk

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Culture

28-10-2016 Par

F T Y

Fotografien zwischen Schock und Faszination!

« Away from home », eine Ausstellung über Menschen auf der Suche nach einer neuen Heimat.

« Away from home », eine Ausstellung über Menschen auf der Suche nach einer neuen Heimat.

« Away from home » ist der Titel einer Fotoaustellung die vom 6. bis 23. Oktober in Neimënster-Luxemburg zu sehen ist. Acht Fotografen, darunter sechs Osteuropäer stellen hier, etwas dicht gedrängt, DINA2 formatige, digitale Prints, in Farbe oder in Schwarz-Weiß aus. Die Bilder zeigen Menschen, Männer, Frauen, Kinder, die freiwillig oder unfreiwillig ihr Zuhause verlassen mussten, oder gar kein Zuhause ihr Eigen nennen können.

Matej Povse (Slovenien), Matic Zorman (Slovenien) und Maciek Nabradalik (Polen) fotografierten Flüchtlinge auf ihren langen Wegen quer durch Europa. Sven Becker (Luxemburg) berichtet über das Schicksal von Flüchtlingen, die bereits in Luxemburg leben, Patrick Galbats (Luxemburg) und Adam Lach (Polen) interessieren sich für das Alltagsleben der Romas in Polen und Moldavien.Radu Ciorniciucs (Rumänien) Projekt befasst sich mit den Strassenkindern von Bukarest, die unter der Stadt leben. Maciek Nabrodalik (Polen) zeigt, wie frühere Einwohner von Chernobyl heimkehren, um ihre zerstörten Häuser wieder in Augenschein zu nehmen. Margo Skwara (Polen) porträtiert Ausländer, die es gewagt haben, in Luxemburg ein neues, Berufsleben anzufangen.

Es sollten dokumentarische Aufnahmen werden, soziologische oder ethnografische Studien, da viele der hier präsentierten Fotographen an sich Fotojournalisten sind. Aber es gelingt ihnen, mehr daraus zu machen! Viele Prints verdienen ebenfalls das Prädikat « Kunstfotographie », da sie ganz einfach ästhetisch und schön anzusehen sind. Viele Nachtszenen erinnern einen an Werke von Caravaggio oder El Greco. Dagegen verweisen unscharf aufgenommene Szenen auf den noch lebenden deutschen Maler Gerhard Richter.

Diese permanente Zweideutigkeit, zwischen Real und Irreal bis hin zu Surreal, diese fließenden Übergänge zwischen Objektivität und Subjektivität machen den Ausstellungsbesuch besonders empfehlenswert. Man ist schockiert und zugleich fasziniert. Beim Anblick dieser Bilder macht sich ein schwer beschreibbares, ungutes Gefühl breit. Dieses Gefühl ist weniger ausgeprägt bei der Serie von Arbeiten über Flüchtlinge, die es bis nach Luxemburg geschafft haben, um hier ein neues, zweites Leben anzufangen. Warum ? Nun, diese Flüchtlinge werden mit ihrem Namen genannt, es sind Menschen mit einer Identität, einem Beruf, einem Lebenslauf.

Das ungute Gefühl weicht der Bewunderung und dem Respekt. Die meisten von ihnen wollen mithelfen unser Land voran zu bringen. Aussagen wie : « ich liebe Luxemburg, weil es multikulturell, offen, kosmopolitisch ist » sind bemerkenswert, genauso wie auch die Bitte nach einem notwendigen, interkulturellen Dialog.

Man verlässt die Ausstellung mit einem weinenden und einem lachenden Auge, und mit der Angst
dass es jeden von uns treffen kann. Umweltkatastrophen, politische Konflikte könnten uns in Zukunft auch zu Flüchtlingen machen. Man denke nur an Cattenom, wenn wir bei strahlend blauem Himmel drei weiße Wolken wie Pilze in den Himmel aufsteigen sehen. (Mapk)

Culture

12-10-2016 Par

F T Y

Künstler-Squatting in Luxemburg? Wenn abrissreife Gewerbebauten zu Kunstgalerien werden.

Ob alter Schlachthof wie in Esch-Alzette, alte Villa ganz in Weiss wie in Lorentzweiler, man kann das Phänomen nicht mehr leugnen, dass immer mehr vom Abriss bedrohte Gewerbebauten in Luxemburg für geraume Zeit als Kunstgalerie genutzt werden.

Ob alter Schlachthof wie in Esch-Alzette, alte Villa ganz in Weiss wie in Lorentzweiler, man kann das Phänomen nicht mehr leugnen, dass immer mehr vom Abriss bedrohte Gewerbebauten in Luxemburg für geraume Zeit als Kunstgalerie genutzt werden.

So kam jetzt auch im September dieses Jahres eine weitere « Location » hinzu, die FUEL BOX 301 ,301 route d’Arlon in Strassen.

Allerdings kann man in diesen Fällen nicht von illegalem «Squatting » reden, wie es oft, interessanterweise, in einer authentischen Streetartzene üblich ist. Nein, in diesen Fällen waren die legalen Besitzer mit der Aktion einverstanden, und dafür gebührt ihnen Anerkennung.
Betritt man eine solche «Location », so ist man erst einmal ein wenig schockiert, ist man doch eheran weisse Galeriewände oder halbleere Museumsräume gewohnt.

Hier jedoch stehen jedem Akteur eine Wand, ein Raum (aussen oder innen) zur freien Verfügung. Dies ist wohl das Interessanteste an der Sache.

Die Akteure schaffen Kunst « in situ » also vor Ort, lassen sich von den gegebenen räumlichen Strukturen inspirieren und stellen nicht einfach nur im Atelier vorgefertigte Werke aus! Gut so! So kann es dann vorkommen, dass ein ehemaliger Toilettenraum Teil einer Installation wird, dass ein abstraktes Bild auf einen vorgefundenen Heizkörper gemalt wird (wie im Falle von FUEL BOX 301).

Hält man hier nach kommerzieller Kunst Ausschau, so ist man doch wohl eher fehl am Platze, hier geht es um kritische Kunst, Kunst mit sozialem und politischem Charakter. Es versteht sich von selbst, dass hier kein nobles Szenepublikum erwartet wird, und daher gibt es denn auch meistens Bier anstatt teuren Markensekt !

Hoch lebe die alternative Kunstszene !

Einen kleinen Wermutstropfen gibt es dennoch. Diese zeitlich begrenzten « Locations » sind schlussendlich doch nur Ausdruck eines Armutszeugnisses, nämlich der Beweis für fehlende, alternative Austellungsmöglichkeiten in Luxemburg. Warum bietet nicht jede grössere Gemeinde ihren dort lebenden Kulturschaffenden solche «Locations » dauerhaft an ?

Eine Frage dann auch an die kulturell und politisch Verantwortlichen dieser Gemeinden!

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Culture

29-09-2016 Par

F T Y

Hariko in der Galerie Nosbaum&Reding

Hariko in der Galerie Nosbaum&Reding: « Fake Streetart » in einer angesehenen Kunstgalerie ?

« Fake Streetart » in einer angesehenen Kunstgalerie ?

Das Künstlerkollektiv « Hariko » präsentierte vom 1-17. September in der Galerie Nosbaum Reding (4,rue Wiltheim, Luxembourg) eine Serie von Arbeiten, die alle mehr oder weniger im Sinne der Streetart konzipiert wurden. Streetart ist im Prinzip idealer Ausdruck einer linksorientierten Politik. Warum ?

Nun, weil sie Im Prinzip subversiv, illegal, autonom, sozial und nicht kommerziell, vergänglich ist. Eine Kunstform ,von Menschen, für Menschen gemacht ( für den einfachen, nicht kunstinitiierten Bürger also).Einer Kunstform, der man normalerweise auf der Straße und auf öffentlichen Plätzen begegnet. Endlich mal eine Kunst, frei zugänglich für alle Gesellschaftsklassen !

Was geschieht aber nun, wenn die sogenannte Streetart zur Galerieart wird, wie hier im Falle
der Ausstellung der Künstlergruppe Hariko ?

International gesehen ist das zur Normalität geworden. Doch man kann bedauern, dass auch diese Art von populärer Kunst das Opfer eines konkurrenz- und marktwirtschaftlich orientierten Kunstbetriebes wurde.

«Fakekunst», ja, weil hier verschiedene Akteure(innen) nicht direkt auf die Wände malen,
sondern mit Streetart-Motiven überfüllte Wände wie in Großstädten illusionistisch darstellen.

« Fakekunst », ja, weil hier Motive auf abgerissenen Plakaten dargestellt werden und nicht
direkt auf die Konsumwerbeplakate vor Ort!

Der Fall ist nur anders, wenn versucht wird, wie verschiedene Akteure es tun, Streetart bewusst mit Werken anderer Kunststile zu vermischen, (wie z.B. mit abstraktem Expressionismus) Werke, die man normalerweise nur in Galerien oder Museen sehen kann. Stil, Technik und Intentionen erinnern natürlich an die richtige Streetart. Grösser im Format wären sie draußen aber noch viel medien- und publikumsträchtiger!

Zur Verteidigung der Akteure muss man aber Fairness-halber sagen, dass sie auch öffentliche Projekte realisiert haben und realisieren, sei es für private Zwecke oder für staatliche Institutionen !

Wenn wir zum Abschluss als Betrachter hier etwas verschaukelt werden, muss man nichts desto trotz anerkennen, dass die Profile der Akteure interessant sind, kommen sie doch aus unterschiedlichen sozialen Milieus und Herkunftsländern.

Hier wird Kunst zum Mittel der Integration : eine sinnvolle Sache ! (Mapk)