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Vom «Cuba Libre» zum Kuba von Fidel Castro. Eine Nostalgiewelle erfasst Luxemburg!

Wenn sich anlässlich einer Vernissage mehr als 250 junge Menschen in einer Galerie treffen, um sich Fotografien von und rundum Fidel Castro anzusehen, dann ist das auch eine wahre Revolution.

Dieses war in der Galerie Clairefontaine (21, rue du St Esprit,Luxemburg) der Fall. Vom 19.01.17 bis zum 25.02.17 findet hier eine Doppelausstellung von Fotografien, zum Anlass des Todes von Fidel Castro «The Cuban Revolution» und «Cuba» von Yvon Lambert, statt.

Im Erdgeschoss der Galerie werden dem Zuschauer Originalfotos aus der Zeit der 1959 stattgefundenen kubanischen Revolution präsentiert, fast wie aus dem Familienalbum des Revolutionsführers, meist
kleinformatig und teilweise auch handkoloriert.

Im ersten Stockwerk werden grossformatigere, schwarz-weiss Fotografien von Yvon Lambert ausgestellt, welcher Kuba mehrmals zwischen den Jahren 1996 und 2000 besuchte und hier ein einprägsames Bild kubanischen Alltagslebens jener Epoche eindrucksvoll aufzeigt.

Die Zahl der ausgestellten Werke ist überschaubar, so dass man sich jedes einzelne Bild in Ruhe anschauen kann, um sich so ein objektiveres Bild dieser Epoche zu machen.

Bei «The Cuban Revolution» kann man von dokumentarischen Aufnahmen reden. Es sind wirkliche Raritäten und daher so faszinierend.
Es sind Momentaufnahmen einer ereignisreichen Epoche, nicht gestellt und nicht verschönernd. Sie geben uns Einblicke in das öffentliche und, was noch interessanter ist, in das Privatleben des kubanischen Revolutionsführers (z.B beim Abendbrot mit Colaflasche). Sie beweisen uns, dass Castro immer der selbe geblieben ist, vom Aussehen her, in seiner geliebten Uniform, vom Charisma her ein engagierter, politisch überzeugter aber schlussendlich immer ein bescheidener Mensch, immer nahe bei seinem Volk.

Einige Fotos erinnern einen bewusst oder unbewusst, an Fotografien bekannter Filmstars aus Hollywood. Castro wäre bestimmt ein guter Schauspieler geworden, imposant durch seine Statur, wortgewaltig in seiner Aussprache und mit einer ungewöhnlichen Bandbreite von verschiedenartigen Gesichtsausdrücken.

Die handkolorierten Fotos sind auch hervorzuheben. Hier wurde aus einer Not eine Tugend gemacht,
die Fotografen besassen in der damaligen Zeit, bedingt durch die Handelsbarrieren seitens der USA, noch keine Farbfilme. Man könnte sie mit Porträts von Andy Warhol vergleichen, der Castro meines Wissens nie porträtierte. Hier jedoch wird Fidel zur wahren Popartlegende erkoren.

Die Fotografien machen sowohl den Anführer zum Mythos, wie aber auch die Umstände in denen sie entstanden sind. Nicht alle Abzüge sind genau datierbar, die Urheber sind nicht mehr feststellbar und viele der abgelichteten Männer und Frauen neben Castro sind auch namentlich nicht einzuordnen.

Möchte man etwas über die angegebenen Fotografen erfahren so hat man leider wenig Erfolg. Mit Ausnahme von René Burri, ein Schweizer Starfotograf (1933-2014) und dem Studio Korda (Pseudonym von Alberto Diaz Gutiérrez,1928-2001) findet man keine Informationen. Letzterer war von 1959 -1968 Fotograf der kubanischen Revolutions-Elite, Fidel und Raoul Castro, Che Guevara und Camilo Cienfuegos.

«The Cuban Revolution» ist eine private Sammlung der Inhaberin der Galerie, die sie über Jahre hinweg angelegt hat. Diese Kollektion hatte in vorher organisierten Austellungen in New-York und in Basel, zu grösseren, polemischen Auseindersetzungen geführt. Doch die Zeiten haben sich verändert, denn diese Ablehnungen wurden beim Vernissage dieser Austellung in Frage gestellt. Laut Aussage der Galerie-Inhaberin,war die Ausstellung dieses Mal ein grosser Publikumserfolg. Welch eine Überraschung! Viva Lussemburgo!

Als Kontrast zu diesen historischen Aufnahmen, zeigt, der gebürtige und wohl aktuell bekannteste luxemburger Fotograf, Ivon Lambert (Jahrgang 1955) im oberen Geschoss der Galerie eine Serie von
grossformatigen Bildern, alle in schwarz- weiss, die uns einen interessanten EInblick in die Alltagskultur der Kubaner Ende des 20 Jahrhundert geben.

Der Fotograf versucht Dokumentarisches und Ästhetisches miteinander zu verbinden.Es ist kein Fotojournalismus, keine Sensationsfotografie , die versucht auf voyeuristische Art und Weise Armut und Elend von Menschen abzulichten. Nein es sind Bilder eines einfühlsamen Fotografen, der die Menschen nicht herabwürdigt sondern sie als stolze, ehrliche Mitbürger darstellt.

Die Kamera ist immer sehr nahe am Menschen und am Geschehen dran. Sie nimmt Augenblicke auf, wie aus einem fahrenden Auto heraus aufgenommen. Viele Bilder sind teilweise unscharf, schief kadriert und zeigen angeschnittene Personen an den Bildrändern.
Sonne, Licht und Schatten prägen die Atmosphäre der meisten Aufnahmen. Sind sie es doch diese Elemente die Psyche und die Mentalität der dort ansässigen Menschen formen.

Die Bilder zeigen auch, die Omnipräsenz des Revolutionsführers und seiner ehemaligen Mitstreiter, und bilden so den thematischen Zusammenhang mit den Fotografien im Erdgeschoss.

Seine Beliebtheit tritt hier ganz ehrlich zutage, von den Schulkindern angefangen bis hin zu den erwachsenen und älteren Menschen.

Der Kampf von David gegen Goliath (USA) scheint Anklang bei vielen Menschen zu finden.

Doch welcher lebender Politiker kann heutzutage noch soviele Generationen weltweit begeistern?

Fazit : absolut sehenswerte Austellung.