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Geschmacklose Kunst für den betuchten Bürger?

Ein Bericht über die erste «Art Fair» in Luxemburg.

Vom 6-11 Dezember 2016 fand die erste, diesjährige «Luxembourg Art Fair» statt.

80 internationale Galerien stellten  in 2 Ausstellungshallen (Kirchberg) ihre Kunstwerke aus.

Gut organisiert, übersichtlich eingeteilt und zuvorkommende Galeriebesitzer erwartetendie Zuschauer, die eher zahlreich erschienen waren.

Bei so vielen unterschiedlichen Kunstarten und Stilen, musste man sich schon etwas mehr

Zeit nehmen um einen objektiven Überblick zu bekommen. Viel Figuratives und erstaunlich viel Skulpturales. Weniger Abstraktes, wenig Fotografie, digitale Kunst und Installationen.

Derjenige, der gerne die neuesten Kunstrichtungen oder neue junge Talente entdecken wollte, der wurde eher enttäuscht. Denn dies ist nicht prioritär das Ziel einer solchen Veranstaltung.

Hier geht es nämlich hauptsächlich um das Umwerben von Käufern, meist Investoren und um das  finanzielle Überleben von Galerien. Machen doch statistisch gesehen die meisten Galerien Defizit.

Der Standort Luxemburg bat so eine gute Gelegenheit die finanzielle Not der Galeristen  etwas zu lindern.

Der Veranstalter spricht im Vorwort seines Kataloges von Luxemburg «as a big capital» Meint er vielleicht damit Luxemburg als  großes finanzielles Kapital?

Viele der über 80 Teilnehmer sind der Meinung, dass es sich lohnt in Luxemburg auszustellen. Einer der Aussteller behauptete, dass nach der Schweiz und Katar,

In Luxemburg am meisten in Kunst investiert würde.

So ist die «Art Fair» nicht als «affordable» sondern als eher als «expensiv» Kunstmesse anzusehen. Preise von über 60.000 Euros sind daher keine Seltenheit.

Richten sich jetzt alle nach Luxemburg, dem neuen Kunstmekka?

Mir kommen dabei aber Zweifel auf.

Wie schon gesagt  neue Tendenzen und Talente treten hier nicht in Erscheinung .

Der Gesamteindruck  der Messe prägt den Gedanken, dass hier Kunst ausgewählt wurde für Leute die  viel Geld haben und auf der Suche nach  dekorativer Kunst sind. Stilistisch und farblich passend zu ihrem häuslichen Einrichtungsstil.

Deshalb dominierte eher das  Figurative, handwerklich gut gemachte, das schön eingerahmte und das auf den ersten Blick ansprechend Gefällige, bis hin zum tendenziösem Kitschigem.

Aber eine solche Auswahlpolitik kann schnell zum Flop werden!

Ob das Publikum so etwas schätzt? Wohl eher nicht, ich hoffe es wenigstens !

Verkauft wurde nach meinen Recherchen nicht so  viel.

Gott sei Dank gab es einige Lichtblicke. Etliche Galeristen waren nicht so richtig mit diesem Konzept der profitorientierten  Kunstvermarktung  einverstanden.

Diese schienen eher interessiert an wahren, richtigen Kunstsammlern und Kunstliebhabern, nicht an denjenigen die nur in Kunst Inverstieren wollen, also Kunst als bloßes Spekulationsobjekt ansehen.

Sie wollten auch eher junge Künstler fördern, sowie Qualitätskunst  und Kunst mit sozialkritischen Inhalten. Dieses sollte eigentlich die Rolle eines guten Galeristen sein.

Als Beispiel hierfür wären die Galerien «My Name’s Lolita Art» Madrid (Spanien) zu nennen, die den jungen  spanischen Künstler Paco POMET vertritt, sowie die «Birch Galerie» aus Lodz (Polen) mit dem Künstler-Galerist Leszek Bartkiewicza.

Oder die weniger kommerzielle Galerie» Raum für Zeitgenössische Kunst aus Nürnberg (Deutschland) die In einem alternativen, linksorientierten Viertel in Nürnberg liegt und jungen Künstlern(innen) die Möglichkeit bietet gratis während  6 Wochen auszustellen.

Ein positives Beispiel wäre auch die Galerie «Clifton Boudler» aus Amsterdam (Niederlande) die sich auf die junge «emerging»  afrikanische Kunst spezialisiert hat.

Sie zeigt überdimensionale Porträts junger Afrikanerinnen der jungen, südafrikanischen Künstlerin  Booshra. Es ist gut, dass afrikanische Kunst endlich auch  in der westlichen Kulturhemisphäre enttabuisiert wird.

Die Luxemburger Kunstszene blieb dieser Messe wohl fern. Gott sei Dank könnte man sagen. Denn auch das Interesse an Luxemburger Kunst hielt sich bei den meisten interviewten Galeristen in Grenzen.

Nur die Vertreterin der «Eye Contemporary Art Gallery» aus Hong-Kong  hatte sich vorher über Luxemburger Künstler via Internet informiert und konnte so  Künstler wie Michel Majerus oder den Fotografen Edward Steichen zitieren. (Asiaten(innen) sind eben fleißiger!)

Mit einigen nennenswerten Ausnahmen Weiß ich nicht ob der Wunsch des Veranstalters

«it’s all about falling in love with art» in Erfüllung gegangen ist?

Man wird es ja spätestens in einem Jahr wissen.

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