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Viel Zeit für Kultur bleibt da nicht übrig?

Ein paar kritisch-ironische Gedanken über den Kulturkonsum der arbeitenden Bevölkerung.

Geht man davon aus, dass der Mensch im Durchschnitt 8 Stunden schläft, 8 Stunden arbeitet, 2 Stunden täglich im Verkehrsstau verbringt, 2 Stunden zum Einkaufen, Kochen, Essen und Abwaschen braucht, dann bleiben ihm grosso modo nur noch 4 Stunden, um sich mit anderen Aktivitäten zu beschäftigen, wie z.B das Auto auf Hochglanz polieren oder mit dem Hund spazieren zu gehen.

Für kulturelle Aktivitäten bleibt da nicht mehr viel Zeit übrig, ausser man hat das Glück, Schüler(in), Student(in), Lehrer(in) oder Rentner(in) zu sein!

Hinzu kommt die Tatsache, dass die meisten Kunstmuseen bereits um 18 Uhr schliessen.

Tatsache ist auch, dass man sich, abends hundemüde nach Hause kommend, nichts mehr wünscht als sich von seinem Schatz, sei es Mann oder Frau, ein wenig verwöhnen zu lassen, zärtlich oder kulinarisch.

Nur richtige Idealisten schaffen es, danach noch ins Theater zu gehen, um sich ein avantgardistisch, tiefsinnig depressives Spektakel in Anzug anzusehen.

Vielleicht liegt die Ursache am schwindenden Kulturkonsum auch darin, dass viele Künstler nur Transferleistungen anbieten, nämlich vom Recyclingcenter bis in die Kunstgalerie (z.B bei der sogenannten Installationskunst).


Picasso konnte die Arbeiterklasse auch nicht begeistern !

Bei all diesen aufgezählten Voraussetzungen fällt es einem dann viel leichter, sich den neuesten Tatort im ARD Fernsehen anzusehen, es sei denn, man bevorzugt leichtere, erotischere Kost auf anderen, weniger kulturellen Fernsehkanälen.

Vielleicht sollte man es auch dabei belassen, Luxemburg international nur als Steuerparadies anzusehen und Steuerhinterziehung als Lebenskultur auffassen.

Gibt es in diesem Fall Hoffnung auf Veränderung?

Ja!

Vorerst müsste man die wöchentlichen Arbeitsstunden verkürzen, den öffentlichen Verkehr besser organisieren, damit man weniger Zeit in den Verkehrsstaus verliert. Dann wäre es von Vorteil, wenn man mehr via Internet einkaufen könnte. Damit würde man weniger Zeit im Supermarkt verbringen. Ein Dogwalker wäre ideal um beim Gassi gehen weitere Zeit einzusparen (schafft nebenbei auch noch Arbeitsplätze) .

Die Museen müssten bis 8 Uhr Abends geöffnet bleiben und Kunstwerke zeigen, die einen zum Staunen bringen und bei denen
man keinen Master in Philosophie bräuchte, um sie zu verstehen.

Oder noch einfacher. Man zeigt Kunst da, wo man arbeitet , in der Werkstatt, im Büro, im Einkaufszentrum oder im öffentlichen
Raum, in öffentlichen Verkehrsmitteln, da wo immer sich Menschenmassen bewegen.

Die Idee eines sogenannten « congé culturel » würde den Kulturkonsum auch wieder ankurbeln. Man wäre dann
vom Arbeitgeber freigestellt, um sich aktiv an kulturellen Projekten zu beteiligen (z.B als Laiendarsteller in einem Musical oder in einer Oper)

Digitalisierung und künstliche Intelligenz lässt uns schlussendlech am meisten hoffen. 8 Stunden pro Tag Vollkulturkonsum!

Hurra! Die Arbeiterklasse verschwinde. Es gibt nur noch Philantropen!

Es drohte unserem Lande so eine kleine kulturelle Revolution.

Ob Politiker dies bei den nächtsen Landeswahlen wohl auf ihre blauen, grünen, roten oder schwarzen Fahnen schreiben werden ?

Ein Wunder würde es geschehen!